Vielfältige Lost Places im Harz!
Wer einmal der faszinierenden Welt der Lost-Places-Fotografie erlegen ist, für den gibt es kein Zurück. Bestens bekannt sind die altehrwürdigen und durchfotografierten Dinos unter den Lost-Places-Orten wie die Heilstätten Beelitz oder das berühmte Chateau Nottebohm in Belgien. Aufwendige Architektur und die Option, viele Bildideen umsetzen zu können sowie auf wechselnde Lichtbedingungen reagieren zu müssen, ist sicher sehr sehr reizvoll. Der Charme des Verfallenen lockt jährlich Scharen von Fotografen − und leider auch Menschen, die es weniger gut mit den Häusern, Villen und Kliniken meinen. So trifft man im besten Fall auf andere Urbexer oder Geocacher, wenn man jedoch weniger Glück hat, auf Idioten Besucher, die mutwillig etwas zerstören. Zu oft kommt es leider vor, dass den Lost Places etwas entnommen, Wände beschmiert werden oder auf andere unschöne Weisen in den Urzustand des aufgegebenen Gebäudes eingegriffen wird. Dies beschleunigt nicht nur den ohnehin stattfindenden Verfall der verlassenen Orte durch Witterung und Wasserschäden, sondern führt dazu, dass einst lohnende Ziele sind schnell keine Reise mehr wert sind.
Lost Places - Teil 2: Die Johanniter Heilstätte in Sorge
Unscheinbar von außen − und doch eine kleine Welt für sich im Inneren
Unsere Ziele sind vornehmlich kleine Lost Places im Harz, möglichst unscheinbar und unberührt, still und unspektakulär. Ein großes Plus ist der meist fehlende Trubel um das eigentliche Gebäude herum, stellt eine Sichtung ohne Ablenkung doch beste Bedingungen. Im Harz finden sich viele kleine Juwele, die eine großartige Zeitreise ermöglichen, darunter eher weniger große Hotels und Pensionen sowie sicherlich auch Sanatorien und Fabriken ganz anderen Formates. Moder, Verfall und Röhrenfernseher, dazu die harztypische Ruhe bieten für Lost-Places-Erkunder hervorragende Aussichten, die Speicherkarten oder Filme zu füllen. Interessant dabei sind für uns natürlich auch immer die Geschichten rund um die Orte: Wer hat das Hotel betrieben und aus welchen Gründen letztendlich aufgegeben? Gab es Interessenten, welche die Pension wieder zu neuem Leben erwecken wollten? Und wenn ja, was hat sie daran gehindert? Was passiert zukünftig mit dem Lost Place? Verfällt es weiter bis zur Einsturzgefährdung und wird dann abgerissen − so wie vor Kurzem das Heinrich Heine in Schierke? Sicher mehr Fragen als Antworten und Grund genug für uns, das kleine verlassene Hotel im Harz nun näher im Zuge einer Bilderreise zu erkunden.
Um das nachfolgende verlassene Hotel im Harz schlichen wir schon seit einiger Zeit herum − und hätten wir doch schon früher gewusst, was für ein wirklich geeigneter Ort zum Staunen und Fotografieren es tatsächlich ist!
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- Mike Vogler
- Herausgeber: Plaza
- Auflage Nr. 1 (31.08.2017)
- Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
- Bernhard Hoëcker, Erik Haffner, Tobias Zimmermann
- Herausgeber: Riva
- Taschenbuch: 256 Seiten
- Thomas Kemnitz, Robert Conrad, Michael Täger
- Herausgeber: DUMONT REISEVERLAG
- Auflage Nr. 2 (22.05.2017)
- Taschenbuch: 224 Seiten
- Johannes Groschupf
- Herausgeber: Oetinger Taschenbuch
- Auflage Nr. 1 (01.11.2013)
- Taschenbuch: 250 Seiten
Eine kleine Zeitreise in die Harzer Vergangenheit
Die bruchstückhaft bekannte Geschichte des Hauses, dessen Name hier nicht erwähnt wird, erscheint anhand der Gegenstände dort nachvollziehbar. Es handelt sich dabei nicht um ein Relikt des Harzer Bergbaus. Möbel, einige Bäder und Fundstücke wie Borwasser im Apothekenschrank lassen auf einen regen Betrieb des Hauses in den Touristenhochzeiten des Harzes in den 1970ern und 1980ern schließen. Gleichzeitig ließ der letzte Besitzer nach und nach Renovierungen vornehmen, sodass sich etwa Bäder neueren Standards, Wein jüngeren Datums sowie eine sehr neue Fritteuse finden lassen – direkt neben dem wesentlich betagteren Kram: Alte Gläser, Medikamente und natürlich Möbel und Dekorationsgedöns. Auch Zeitschriften von 2008 und eine neuere Speisekarte lassen Rückschlüsse auf einen Hotel- und Restaurantbetrieb parallel zu den offensichtlich erfolgten Renovierungsarbeiten zu. Die einzelnen Zimmer sind völlig unterschiedlich, denn selbst die älteren Bäder dieses Lost Places erscheinen keineswegs aus einem Guss. Es finden sich 70er Jahre-Tapeten neben Räumen, die man gerade einer Renovierung unterziehen wollte. Nach der Sichtung der Bilder entstand der Eindruck, dass einige Epochen in dem Lost Place im Harz zu gleicher Zeit sichtbar werden, aber schaut selbst: Die Übernahme durch den darauffolgenden Besitzer schien kein Anlass gewesen zu sein, das Hotel von den alten Dingen zu befreien.
Die Schönheit des Verfalls
Erstaunlich wenig wurde in der Zwischenzeit geändert, zumindest offensichtlich, da wir viele Relikte aktuelleren Datums wie Stofftiere, Weinflaschen, ja sogar eine neuere Waschmaschine vorfanden. Die herrliche Aussicht aus den meisten Zimmern des Hotels und das helle Sommerlicht taten dann ihr Übriges. Es mag kein bekannter, eleganter oder bedeutender Ort gewesen sein − für die ehemaligen Gäste und Betreiber samt Personal vielleicht schon! Sicher sind schöne wie weniger schöne Erinnerungen und Emotinen mit diesem Lost Place verbunden. Nicht jeden Tag sieht man Badezimmer mit Teppich, Marmorbäder mit Aussicht und alten Shampooflaschen in der Dusche. Kleine Details wie stehen gelassener Genever im Zimmer und alte Karten der letzten Besucher des alten Hauses im Harz sind stumme Zeugen der ursprünglichen Nutzung. Vintage-Lampen, Mustertapeten in roter Farbe sowie 80er-Jahre Teppiche mit unruhigem Print zeigen uns, wie damals eingerichtet und der Harzurlaub verbracht wurde.

Persönlich weniger angetan von Lost Places Bildern mit völlig überzeichneten, sehr grellen Farben und zu harten Kontrasten, sollten unsere Fotos sehr schlicht und mit zurückgenommener Farbgebung einen kleinen Eindruck von dem verlassenen Hotel im Harz übermitteln. Nicht enthalten sind Aufnahmen, die nähere Details zum eigentlichen Ort geben.
Ein paar kleine Hinweise am Ende
Schimmel und Moder ist in Lost-Places meist obligatorisch − ein geeigneter Mundschutz, darüber hinaus am besten Einmalhandschuhe und das Erkunden mit mindestens drei Leuten wären recht ratsam. Gerade das Klima im Harz begünstigt den Verfall der Gebäude doch sehr und schnell sind Lost Places, die vor einiger Zeit noch in begehbarem Zustand waren, akut einsturzgefährdet. Wirklich wichtig: Nichts mitnehmen, nichts ändern und nichts zerstören. Im Harz sind Urbex-Fotografen meist doch ganz gern gesehene Gäste, sodass das Einholen einer Genehmigung vom Besitzer oft unkompliziert klappt.
Wenn auch Euch das Thema Lost Places im Harz gepackt hat, kommt ihr an den mit viel Liebe zum Sujet, zum Harz und seinen Bewohnern gedrehten Dokumentationen von Enno Seifried nicht vorbei:
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