Das Wetter war vorletzten Sonntag besonders gut und so fiel die Entscheidung leicht, eine längere Wanderung mit Hund in der Nähe von Hahnenklee-Bockswiese zu unternehmen. Um auf den Bocksberg zu wandern war es uns in der Mittagssonne zu heiß, sodass wir ein anderes Ziel anvisieren wollten. Kein Problem im Oberharz, denn die Auswahl ist groß. Nach dem Besuch des Radau-Wasserfalls bei Bad Harzburg sowie des Romkerhaller Wasserfalls wollten wir unbedingt einen weiteren Wasserfall sehen. Vor einigen Wochen hatte ich mal etwas vom Spiegeltaler Wasserfall gehört. Einen Wasserfall in der Nähe von Hahnenklee-Bockswiese und Clausthal? Aber ja, der Spiegeltaler Wasserfall! Den mussten wir sehen!
Nach der Mittagshitze in Richtung Spiegeltaler Wasserfall

Da das es auch nach der Mittagszeit heiß werden würde, nahmen wir für den kleinen Podi eine Wasserflasche im Rucksack mit, zudem Wasser für uns und Handtücher für alle Fälle. Startpunkt war der Kleine Kurpark von Bockswiese, wo es die Treppe hinauf zur Jugendherberge geht. Dort noch wenige Meter parallel zur Straße (L516) die Anhöhe weiter hinauf, um dann beim Ortseingangsschild von Hahnenklee-Bockswiese samt Goslarer Wappen die Straße zu überqueren. Und schon befindet man sich in einem herrlichen Nadelwald mit bester Ausschilderung, die den Harz unter Wanderern so beliebt macht. Nun folgt man den Schildern Richtung Spiegeltal bzw. Spiegeltaler Zechenhaus, welches zwischen Zellerfeld, Erbprinzentanne und Bockswiese einerseits und Wildermann andererseits eingerahmt wird. Nachdem man den Wald verlässt, führt ein Weg hinunter Richtung der ehemaligen Straße von Bockswiese nach Wildemann, wo man links abbiegt und es weiter talabwärts geht. Auf dem Weg, der dem kleinen Podi viel Schnüffel- und Markiergelegenheiten bot, trafen wir unter anderem auf Rotmilane – eine imposante Raubvogelart, die besonders häufig im Harz anzutreffen ist. Mehrere Exemplare von beeindruckender Spannweite zogen ihre Bahnen im blauen sonnigen Himmel.
Hinab zum Spiegeltaler Zechenhaus

Serpentinenartig ging es nun die Schotterstraße weiter hinab, bis wir nach einer Zeit im Tal ankamen. Hier fanden wir das bekannte Spiegeltaler Zechenhaus, welches einst eine beliebte Waldgaststätte war, heute jedoch nicht mehr als solche betrieben wird. Das machte uns nun wirklich nichts aus, denn die Ruhe im Tal war einfach beeindruckend. Übrigens, dort befindet man sich schon ganz offiziell auf Wildemanner Boden, denn das Zechenhaus hat eine Adresse in Wildemann und nicht in Clausthal-Zellerfeld oder in Hahnenklee-Bockswiese! Auf der Brücke über den Spiegeltaler Graben, einem Teil des Oberharzer Wasserregals, biegen wir links ab und folgen dessen Verlauf in Richtung Unterer Spiegeltaler Teich. Hier wird der durch den Wald verlaufende Weg eng und gutes Schuhwerk ist gefragt. Doch der Blick in Richtung Wassergraben ist überaus sehenswert und bietet immer wieder interessante Motive für Fotografen. Eine dichte Bepflanzung entlang des Baches erinnert schon ein wenig an Dschungelwanderungen: Hier ist wirklich alles bewaschen!
Der Spiegeltaler Wasserfall: Klein aber fein

Der Untere Spiegeltaler Teich, den man nach etwa 10 Minuten erreicht, ist ein klassischer Oberharzer Teich auf dessen Damm sich eine Sitzbank mit schönem Ausblick befindet. Podi wollte weiter, also fiel die Pause aus und wir folgten nun einer Abzweigung des Zellerfelder Kunstgrabens mit Ziel Oberer Spiegeltaler Teich. Am immer lauter werdenden Rauschen war klar, dass es nicht mehr weit sein würde. Und da war er: Der Spiegeltaler Wasserfall!
Hier fällt das Wasser etwa 5 m in die Tiefe, um sich in einer Art natürlichen Becken zu sammeln und anschließend über das weitere Gefälle abzufließen. Das Rauschen ist recht laut aber gleichzeitig erfrischend und entspannend. Und gerade in heißen Sommertagen kann der Spiegeltaler Wasserfall für eine ordentliche Erfrischung sorgen. Aber Vorsicht! Die Steine sind rutschig und man sollte auch die Kraft des Wassers nicht unterschätzen. Für Fotografen empfiehlt es sich, ein Stativ und ein ND-Filter mitzunehmen!
Ein kurze Geschichte des Spiegeltaler Wasserfalls
Der Spiegeltaler Wasserfall wurde wie der Radau-Wasserfall oder der Wasserfall in Romkerhall ebenfalls künstlich angelegt, doch wurde er nicht bewusst als Attraktion geschaffen, sondern entstand vielmehr beiläufig im Rahmen eines Wassertransportweges für Holz – dem Spiegeltaler Flößgraben. Unter Flößerei versteht man eine Methode, um Holz mittels Wasser zu transportieren. Was heute im großen Stil in Kanada gemacht wird, wurde einst auch im Zuge des Bergbaus im Oberharz betrieben. Schließlich benötigten die Bergwerke sowie die Hütten Unmengen an Holz, als Bau und natürlich auch als Brennmaterial. Kostengünstig und praktisch war es, Holz in die Bäche und Gräben zu legen und es talabwärts spülen zu lassen. Um nachzuhelfen wurden nicht selten Staubretter gezogen, wodurch für einen bestimmten Zeitraum ein kleines „Hochwasser“ erzeugt wurde.
Beim Spiegltaler Wasserfall musste der Höhenunterschied von ca. 5 Metern auszugleichen werden, damit das Holz sauber nach unten geleitet werden konnte. Dazu war früher eine Holzrinne (sog. „Flößgefluder“) über den heutigen Wasserfall angebracht. Nach mehreren Hundert Jahren ist vom Flößgefluder am Spiegeltaler Wasserfall natürlich nichts mehr zu sehen – doch kann man sich die Methode des Flößens noch gut vorstellen. Heute ist der Spiegeltaler Wasserfall ein kleine Attraktion im Oberharz und das Ziel vieler Wanderer. Trotz des sonnigen und warmen Wetters war es dort jedoch sehr ruhig und nicht überfüllt. Wir waren gar für fast eine halbe Stunde die einzigen Besucher am Spiegeltaler Wasserfall! Großartig!
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Und vom Spiegeltaler Wasserfall zurück nach Bockswiese
Nach einem äußerst angenehmen Aufenthalt am Spiegeltaler Wasserfall ging es wieder zurück nach Bockswiese. Hierzu gingen wir am Ufer des Oberen Spiegeltaler Teiches und dem Harteweger Graben entlang und bogen dann links ab. Ein Schild zeigte uns dann den Weg Richtung Bockswiese. Auch hier wanderten wir zusammen mit Podi durch einen herrlichen Wald mit schönem Baumbestand und endlos vielen Heidelbeerbüschen, bis wir nach etwa 20 Minuten und etwas Steigung wieder die L516 an einer Stelle erreichten, wo man Kreuzeck schon sehen konnte. Nachdem man die Straße überquert hat, ging es geradeaus weiter, um nach kurzer Zeit auf den Mittleren Grumbacher Teich zu treffen. Hier biegt man ein weiteres Mal links ab und folgt dem Grumbach bis zum Unteren Flößteich, der bei Anglern sehr beliebt ist. Über den Grabenweg erreicht man dann den Kurpark von Bockswiese wieder innerhalb weniger Gehminuten.
Warum sich eine Wanderung ins Spiegeltal lohnt

- Es handelt sich um einen gut ausgeschilderten Wanderweg durch eine abwechslungsreiche Natur des Oberharzes.
- Man trifft nur selten auf andere Wanderer und auf Autos so gut wie gar nicht.
- Im Spiegeltal findet man Ruhe und die Wege führen oft am Wasser entlang.
- Im Sommer ist es im dichten Wald besonders schattenreich, was auch für eine Wanderung mit Hund optimal ist.
- Der Spiegeltaler Wasserfall ist ein absolutes Highlight und bietet zudem einen besondere Abkühlungsmöglichkeit.
- Im Spiegeltal kann man mehrere Stunden Wandern und mehrere Orte des Harzes wie Zellerfeld, Wildemann und Bockswiese sind recht einfach zu erreichen – man kann spontan die Richtung wechseln.
- Viele Stellen im Spiegeltal bieten hervorragende Fotomotive und der Spiegeltaler Wasserfall ist dafür ein absolutes Highlight.
Unser Fazit: Ab ins Spiegeltal!
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